Gemobbt, ängstlich und krank (Wissen vom 5. Oktober 2017)

"Ich war schon der Böse, bevor ich böse sein konnte!"

Meist straffällig gewordene Suchtkranke machen in einer Klinik zur Rehabilitation am westlichen Stadtrand von München eine bis zu sechs Monate andauernde Therapie. Ein Schritt wieder in die Berufstätigkeit ist das Angebot, gegen Ende der Therapie an einem Bewerbungstraining teilzunehmen.

Dieses Training findet in Kleingruppen im Rollenspiel statt. In einem kurzen Vorgespräch dazu berichten die Klienten u.a. über ihre Erfahrungen aus der Schulzeit. "Ich war schon der Böse, bevor ich böse sein konnte", erzählt ein 22-jähriger Klient von seiner Grundschulzeit in einer Kleinstadt. "Alle in meiner Schule wussten, dass ich bei Pflegeeltern aufwachse, da meine Eltern im Knast waren."

Gewalttaten, Suizide als Folge von Mobbing nehmen laut Schätzungen der WHO (Weltgesundheits-organisation) zu, so der Autor, Werner Bartens. Mobbingopfer haben "…vermehrt Probleme in der Schule, leiden eher unter psychosomatischen Beschwerden und haben ein geringeres Selbstwertgefühl. Mobbing nicht zulassen ist wichtig- ebenso wichtig ist es, jene zu erkennen, die besonders darunter leiden und deshalb verstärkter Hilfe bedürfen." Verstärkte Hilfe in der Schule - wie wahr! Nur - wie ist dieses zusätzliche Hilfsangebot von uns Lehrern zu bewältigen angesichts Lehrermangel und überfüllter Klassen?

"Die psychischen Folgen sozialer Ausgrenzung können jahrelang anhalten." Die Klienten, die mir seit vielen Jahren in der Klinik begegnen, sind ein lebendes Beispiel für unterlassende Hilfestellung während der Schulzeit.

Beherzt und aus voller Überzeugung unterstütze ich von daher die Forderung mit der sich die Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, (bei Lanz am 21.9.2017) an die Politik wendet: "Wir brauchen mehr Kohle, wir brauchen multiprofessionelle Leute an der Schule, wir brauchen den 2ten Lehrer in der Klasse!"