Barbara Bittner liest aus ihrem Buch über den Mut
von Franziska Günther erschienen am 29./30.01.2005 in der SZ

Gräfelfing
"Sei treu! Sei stark! und ringst Du auch vergebens / Mut ist die beste Weisheit dieses Lebens." So lautet einer der stets etwas "verstaubt" anmutenden Sprüche fürs Poesiealbum. Doch wie aktuell diese Empfehlung noch ist, zeigt Barbara Bittners Buch "Mut tut gut". Der Gedanke, diese "Ermutigung für Lehrer und andere Menschen" zu schreiben, kam der langjährigen Gräfelfinger Hauptschullehrerin bei einer Fortbildung in der Dillinger Lehrerakademie und an der Universität München. In Zeiten von Pisa-Studie, achtstufigem Gymnasium (G8) und verstärkter Diskussion um die Qualität des Bildungssystems scheint sie besonders notwendig zu sein. Denn die "Scherben", die etwa durch eine "verfrühte Auslese" oder den in den vergangenen Jahren noch gewachsenen Druck auf Schüler und Eltern beim Übertritt aufs Gymnasium entstehen, "kleben" die Lehrer, sagte Bittner am Donnerstag bei Ihrer Lesung in "Buch & Musik".

In ihrem im Neurieder Schulbuch-Verlag Care-Line erschienenen Buch geht sie zunächst dem Phänomen Mut nach. Wann entwickeln wir "Tapferkeit, Furchtlosigkeit, Risikobereitschaft, Tollkühnheit oder gar Wagemut", wie die Synonyme für dieses kurze Wörtchen mit großen Folgen lauten? In der Kindheit ist es noch der Mutsprung, während man in älteren Jahren, den Mut aufbringt, dem Vorgesetzen "laut und deutlich zur widersprechen". Auf den Zusammenhang von Mut und Wohlergehen habe bereits Cicero aufmerksam gemacht. Denn vertraue man mutig auf die eigenen "schöpferschen Kräfte" und folge seiner Inspiration, dann entwickle der Mensch seine individuellen Anlagen. Un das bringe letztlich Zufriedenheit, sagte Bittner. Doch dazu sei es wichtig, dass man seine Gefühle wahrnimmt. Und dazu sollten bereits die Schüler ermutigt werden.

Bittner machte auch ihren Kollegen Mut, sich mit Humor über Niederlagen und Pannen im Schlalltag hinwegzusetzen. So wurde ihre "Ungeschicklichkeit", ständig - infolge verstärkter Artikulation - die für alle deutlich sichtbaren Folien auf dem Overhead-Projektor zu "bespucken" zur allgemeinen Lachnummer einer ganzen Jahrgangsstufe. Besonders viel Mut gehöre dazu, die Schattenseiten des Berufes wahrzunehmen, wie eben Phänomene der Ausgrenzung innerhalb unseres mehrgliedrigen Schulsystems oder das Problem "Nadelöhr Übertritt". Bittner bevorzugt in diesem Punkt das gemeinsame lernen bis zur sechsten Klasse, wie es in Italien oder Österreich üblich ist.